[2005-08-03] 
 

briefzwiegspräch


Anmerkung der Redaktion:
akiva und noel haben einen Brief.weck.sel begonnen, der hier abgedruckt wird mit der ausdrücklichen Aufforderung an die Leser, sich in diesen Briefwechsel einzumischen..

Es ist bei jeder Form von Briefwechsel spannend, auf welche Passagen der Empfänger besonders eingeht. Das ist eine wichtige Erkenntnis im Zusammenhang mit Kommunikation und gilt natürlich gerade und erst recht für jede Form von Literatur: der Leser holt sich aus dem Text das, was ihn besonders berührt – warum auch immer. Das kann genau das Gegenteil von dem sein, was für den Schreiber wichtig war. Aus dem Original und der Erwiderung werden dann, wenn man das Spiel weiterspielen würde, ein Drittes, Viertes, Fünftes.... Die WAHRHEIT, die immerzu gesucht wird, würde dennoch nie gefunden...

Die Redaktion hängt die Kommentare, die ja die Fortsetzung des Briefwechsels sein sollen, zur besseren und einfacheren Lesbarkeit jeweils an den Text an. Die Kommentare bleiben aber in ihrer vom Verfasser gewollten Form dennoch erhalten.



Von: akiva [mailto:.....]
Gesendet: Montag, 4. Juli 2005 17:03
An: noel
Betreff: briefzwiegspräch


Ausgangstext-Auszug:

Die Sache mit dem Ändern sagt sich leicht. Auch sie entsteht im Kopf und dort ist alles glatt und ohne Widerhaken. Jedoch die Begegnung mit dem Jedentag bremst alles aus und macht zunichte, was dort so klar und wahr und stille ruht. So werd ich wohl zum Ruhen kommen, ohne aus der Ruhe eine Un- gemacht zu haben. Ich hoffe, dass mir das nicht noch ins Grab nachläuft.
Es ist so ein diffuses Wissen, wie alles richtig laufen müsste. Und sicher bin ich auch, dass es sich lohnen würde, dafür aufzustehen und sich mit Schwert und Schild zu wappnen. Doch dann versinkt man selbst in dem diffusen Nichts und geht so sinnlos wie man gekommen ist.


Auch sie entsteht im Kopf und dort ist alles glatt und ohne Widerhaken

ist deine innerkopf glatt & ohne widerhaken? könnten wir tauschen?
ja der jedentag ist bremse, aber zu gleich auch wundstoff.
der mensch braucht lange, erst ist es nur notwendig, dann sei es nötig & erst wenn es dringlich ist, kann der bequeme mensch sich aus seiner edelgashülle lösen & wird aktiv.
wir 1,2,3,…. 10mal denken SOoo ist es richtig, dann haben wir es noch lange nicht  erfühlt.
will meinen, auch wenn wir es logisch als wahr (was ist das), besser gut für uns erachten, so müssen wir es immer & immer wieder durchleben, unsere gefühle dazu neu arrangieren & wenn man schon denkt, es fruchtet nicht mehr, kommt es grinsend aus der ecke, legt lachend eine schulter um uns…

viel.leicht nicht klar verständlich(?) bin heute eher unterhäutig & nicht logisch strukturiert. also frage nach & ich werde erneut formulieren ;~)



Ausgangstext:
Schwierig schwierig - ich weiß nicht, ob es hülfe, dass mit Brechstange und Hammer ich erst die Fesseln lösen würde, um dann mit Wonne auf all jene draufzuhauen, die wissentlich und voller Selbstbewusstsein auf Seelen trampeln und Leben so unerstrebenswert machen.



„Schwierig schwierig - ich weiß nicht, ob es hülfe, dass mit Brechstange und Hammer brechstange & hammer? *hmmm
jein, wenn es denn gedanke--> gefühl--> & dann die gedankliche verschmelzung von beiden ist & nur noch mit hammer dargestellt werden kann JA
vielleicht verirrst du dich mal in mein autorenforum & liest triade & gewöhnungs~gefühl(?)



„die wissentlich und voller Selbstbewusstsein auf Seelen trampeln  „ die trammpler sind die lauten brecheisenmenschen, die mich zweifeln, verachten lassen & mich wütend machen. aber sie verwundern mich auch, weil doch einigviele anders denken & dennOCH die bewegung nicht umfließt.
& das aus den fingern getippt von einem wesen, dass einmal sagte : ich liebe alle menschen, jedeweder hat einenguten kern.



Ausgangstext:
Ich weiß nicht, was ich brauche. Wahrscheinlich brauch ich nichts und Alles allzugleich. Das ist wohl doch zuviel am Abend unterm Strich.


„Wahrscheinlich brauch ich nichts und Alles allzugleich „ nichts & alles zu gleich klingt nach eingekerbter desillusionierung, nach einem menschen der gestaut in sich wabert & nichts verrichtet, weil er meint, nichts oder schlimmer alles käme dabei heraus, nur nicht das, was er bezwecke.
sch.ade das!



Ausgangstext:
Ein heißer Sommergruß -  Ich mag die Sonne nicht. Sie legt alles viel zu offen dar und schneidet Konturen unerbittlich, wo ich es lieber schwimmend grau und ungewiss wahrnähme, denn dann wär da noch ein Bild nach meinen Wünschen und nicht alles vorgegeben -

dennoch



„Ich mag die Sonne nicht“ und ich liebe sie, nenne sie gar meine mutter. das unerbittliche, ist auch das ausweglose, ist der tod, dessen wir bedürfen.
viel.leicht bist du einfach an einem punkt, an dem du ausgelauagt bist, vom staden zusehen? & die sonne schreit dir hitzig zu, zwingt dich(?)

was gibt die sonne vor, die sonne ermöglicht alles, ein jedes wachstum.


beste grüße
noel



noel:  

vielleicht ist es die SCHEINbare klarheit, die die sonne an den tag legt. viel.leicht ist es auch die unbedingtheit, mit der sie das sehen herausfordert & die phantasie ausblendet(?)

mir setzt sie grillen in den kopf, die meinen wahn.sinn sirren macht



zu den sirrenden grillen:

in verlassenen stunden
tragen strassen gedanken
weit ab
& im wahnsinn
nisten grillen
gras verlorene
deren sirren flügelleicht
sich versteigt
& autoreifen branden
lässt
im meereswellenrauschen



mileon:

Die Sache mit dem Ändern sagt sich leicht.

Wie ändere ich mich?
...den angesammeltem Staub in meinen Gehirnzellen,
die Uhr tickt und die Zeit ver- und entgeht...
immer weniger Zeit,
noch weniger Kraft...
die Fähigkeit des Phönix fehlt

ah...so gern hätte ich mich
in ein ganz funktionierten Stück gebracht,
poliert...geölt
für „schöne“ Neue Welt...

schon nächtelang schweife ich
auf den Wiesen,
durch die Wälder,
um mich zu ermüden
den Traum zu finden
zuerfüllen


noel:

bei einem dieser waldnächtigen läufe, stand etwas gelehnt,
gelehnt an einem baum.

der baum war mir vorher nicht aufgefallen.
ich betrachtete ihn um das ding herum & ging nächtlings weiter,
aber das vorher gelehnterwähnte folgte mir & mir war,
als könne ich in der dunkelheit langsam umrisse wahrnehmen…
ein gesicht, augen & ich rannte um mein leben.


wer erträgt es schon, seinen traum leben zu müssen.


mileon:

SPRACHKLINIK

dann fand ich ein Zufluchtsort aber,

...meine Sätze seien nicht genüßlich...dadurch leide meine Sprache...die Erkrankung entwickle sich rasch... Chronifizierung sei nicht zu stoppen und
die Sprachklinik sei nicht in der Lage so komplizierte Operationen durchzuführen, wenn überhaupt, keiner gebe Garantie...

...die Wahrscheinlichkeit  die Erzählung zu Ende zu bringen,
sei von Tage zu Tage kleiner, wenn sie zahlreiche Geschwülste entfernen,
von der Geschichte bleiben bedeutungslose Worte,
Interpunktionszeichen...  
...zerstreut wie bosnische Flüchtlinge, über die ich schreiben wolle...

... der von mir erwartende Effekt werde ausbleiben!
Offenherzig gesagt, dieses Thema interessiere niemanden mehr...
...der Sommer stehe bevor, viele denken an Urlaub,  seien schon unterwegs... Kriege entstehen und vergehen...

...es finde sich sicherlich jemand bereit, in Ruhe darüber zu schreiben, jemand ohne ängstlichen Blick, ohne Zungennarben
und zittrigen Händen...


noel (greift das Thema "Staub" bei Mileon auf):

manchmal frage ich mich, ob ich nicht noch weniger machen sollte, wenn ich wild & kratzig der zeit zusehe, wie sie verstreicht, während sich die gedanken um das könnte/sollte/müsste in mir heiß laufen.
sinnlose logikhaft, sinnloses rastersuchen. denn ich suche mit den alten wertigkeiten, das neue entstehen zu lassen.
ich lasse mir nicht die zeit des sterbens, des asche werdens, weil scheinbar nichts passiert& ich es nicht ertrage, aus der angst davor, dass bei dem ENTstehen lassen, der fluss mich nicht mehr aufnimmt.
die beschleunigte zeit ist gnadenlos & wer nicht mit durchhektikt, der gehört nicht dazu. nicht dazu gehören, deutet den tod, zumindest den in der gruppe, der ich noch eben angehörte.
  ver-rückt ist nur, dass mein entSTEHEN, meiner neuer fluss mich viel.leicht *eh, von diese gruppe & ihre dynamik geschieden hätte.
& so zieht sich das ganze hin, weil ich trachte zu verändern, schnell, um den anschluss nicht zu verlieren, anstelle aus dem vergehen zu lernen, mir zeit zu lassen zu fühlen, wie sich mein gefühl verändert, während altes sich schuppt & darunter neues wartet.
   nicht gehäutet, noch verpuppt, doch gebrochen. zusehend,  wie sich neues, das ich noch nicht fühlen kann, erbricht & doch ängstlich an der modrigen altwunden haut haltend.
   ein irrSINNszuSTAND, der mir den fluss nur hemmthemmthemmt