[2004-10-31] 
 

SCHAFFT DIE KONJUNKTIVE AB!


Nachdem der Hund das Baby zerstückelt hatte, legte er sich satt in den Schatten des Baumes. Das hätte er nicht tun sollen, denn gleich darauf wurde er erschossen. (Merke: Nur wer rechtzeitig wegläuft, rettet die eigene Haut. )
Nun liegt das Vieh in der Kiste und wartet darauf, zu Hundefutter verarbeitet zu werden. Ich will präzise sein: er wartet nicht wirklich. Er könnte ja nur warten, wenn er noch leben würde. Aber dann würde er bestimmt nicht warten wollen. Denn wer wartet schon gern lebendigen Leibes auf seinen Hundefutter-Verarbeitungstod!
Das Problem ist, dass ein bisschen Baby noch in seinem Magen liegt. Nun gut, es hat ihm sowieso nicht geschmeckt, aber er hatte ja keine Zeit mehr, es auszukotzen, und vielleicht hätte sich bei dem Baumschatten-Mittagsschlaf sein Magen sowieso beruhigt. Auf jeden Fall wird dieser unvorhergesehene Magenzusatz die festgelegte Hundefutter-Zusammensetzung und damit den Geschmack des Produkts verändern. Das wird erst zu Irritationen bei den zu fütternden Hunden und dann zu solchen bei ihren Herrchen und Frauchen führen. In der Folge wird der Absatz dieses Hundefutters zurückgehen, denn die Hundebesitzer werden sich natürlich beeilen, umgehend eine andere Hundefutter-Marke einzukaufen. Dies wiederum führt zu dramatischen Umsatz-Einbußen für den Hersteller der versehentlich baby-verseuchten Hundefutter-Marke – und schon haben wir es mit einem weiteren Firmenzusammenbruch zu tun.
Ja ja, würde meine Oma nun sagen: kleine Ursache, große Wirkung!
Ich möchte das Thema nicht vertiefen. Auch wenn es um Hundefutter geht, ist es irgendwie unappetitlich. Als Beobachter und Rezensent dieses Vorfalls sollte ich mich ohnehin nicht mit allzu vielen Spekulationen aufhalten. Der Hund ist tot. Das Baby ist tot. Das sind die Fakten.
Es ist müßig, sich über die beiden länger auszulassen. Das Ende des Lebens ist nun mal der Tod, und ungeplant kommt er nicht nur im vorliegenden Fall.
Hinterher trägt so etwas immer den Aufkleber Tragik. Man hätte sie doch verhindern können, die Tragik. Die Oma hätte aufpassen müssen, oder die Mutter. Oder der Hundebesitzer. Und wenn es nicht so heiß gewesen wäre, hätte das Baby auch nicht allein im Schatten des Baumes gestanden. Und wenn es geschrieen hätte, wäre der Hund vielleicht weggelaufen. Oder wenn der Hund besser erzogen gewesen wäre, hätte er das Baby nicht angefasst. Oder wenn sie ihm besseres Futter gegeben hätten, wäre er sowieso satt gewesen, und das Baby hätte ihn überhaupt nicht interessiert. Und außerdem: wenn er angeleint gewesen wäre, hätte er vielleicht zu dem Baby rübergeluert, aber er hätte es nicht gekriegt. Und dann hätten wir nun auch keine zwei Toten, wovon eins zu Recht beweint wird und das andere ekliges totes Fleisch ist. Oder?
So eine Geschichte lehrt uns was. Was? Ja, liebe Leute! Das ist ja wohl das Einfachste von der Welt. Tragik entsteht durch extensiv angewandte Konjunktive! Und was schließen wir daraus?
SCHAFFT DIE KONJUNKTIVE AB!