Blaster
Blaster, sagt Erich. Ich brauch Blaster.
Hinnerk schaut ihn von unten nach oben an. Ihr wisst schon. Dieser finstere Ganovenblick, den er immer drauf hat, wenn er a) nicht weiß, was er sagen soll und b) nicht weiß, wovon die Rede ist.
Red kein Scheiß, sagt er. Es klingt, wie Hinnerk in solchen Situationen immer klingt. Grimmig und so aggressiv, als wollte er sagen, dass er dem anderen gleich eins auf die Schnauze hauen wird. Wenn er was nicht gleich versteht, und das ist meistens so, ist er immer so.
Hinnerk glotzt also blindwütig, oder was er dafür hält, auf Erich.
Was willste? Das Wörtchen „was“ betonte er in einem Maße, dass, wenn man es richtig schreiben würde, die Buchstaben ca. 1,5 Meter hoch wären. Ungefähr so groß wie Hinnerk.
Erich, leicht verschreckt und ein wenig verschüchtert, bibbert mit den Lippen und kriegt die Zähne nicht auseinander. Er hat einen Stock in der Hand und zeichnet scheinbar ungerührt Linien in den Sand. Der Stock ist krumm. Ein Ast nur, den er im Wald gefunden hat. Erich geht gerne in den Wald. Dort ist er allein, und niemand schaut ihn an, als wenn er doof wäre. Den Tieren im Wald ist es egal, ob Erich Lesen und Schreiben kann. Denkt er. Wir wollen diesen Gedanken nicht vertiefen, denn wir wissen nicht, was Tiere im Wald denken. Auf jeden Fall ist er nicht so schrecklich clever, der Erich. Da sind sich alle einig. Aber er liebt sein Leben und ist zufrieden damit.
Hinnerk ist nicht zufrieden, sondern sauer. Der Kerl soll ihm eine Antwort geben, wenn er was fragt. Wütend reißt er Erich den Stock aus der Hand und haut ihm eins über die Rübe. Zischend platzt die Haut auf, und Blut fließt in Strömen. Kein schöner Anblick. Hinnerk erschrickt, denn wenn er Blut sieht, fällt er leicht in Ohnmacht. Und das wäre dann ebenfalls kein schöner Anblick: Ein Ein-Meter-Fünzig-Flachmann! Er fuchtelt also mit seinen Händen und dem Stock in der Luft rum und schreit: Mach was! Mach doch was, du Depp.
Erich fährt sich über das Gesicht und guckt nach oben, ob da noch mehr von dem roten Regen kommt. Dann schaut er sich seine blutverschmierten Hände an, und sagt bedächtig: Blaster. Ich brauch Blaster.