[2007-11-12] 
 

Lieber Grün


Mit der Wildheit einer Erdbeere
                (Es könnte für alle, die lieber grün mögen, auch eine Kiwi sein)
riss sie ihren Schlafmund auf
                (Falls jemand meint, ein Schlafmund könne nicht grün sein, geht  
                 auch Schafmund oder etwas anderes, das man grün aufreißen
                 kann)

und strahlte lieblich
                (Falls jemand meint, ‚lieblich’ sei zu schwach als Adverb zum
                Strahlen, kann er es durch was anderes Passenderes ersetzen)

Punkt
                 (Über den Punkt lasse ich nicht mit mir streiten.  Der bleibt, wie
                 und wo er ist.)

Anführungszeichen unten
                 (Oben geht auch, weil wir hier ja nicht im Deutschunterricht sind.)
Liebster
                (Alternativ bieten sich: Schnuckelchen, Herzchen, Schatzi und div.
                 andere an.)

Ich habe geträumt, du hättest mich wach geküsst und mir eine Erdbeere in den Mund gesteckt.
                 (Dass nach Liebster ein Komma stehen müsste, vernachlässigen
                wir hier kurzerhand. Wer eins hinmachen will, mag es tun.
                Zum Thema Erdbeere hatten wir uns oben schon auf eine
                 passende Alternative geeinigt.)

Anführungszeichen oben
                  (Muss sein. Keine Alternative möglich.)
Er starrte sie verständnislos an.
                 (Männer können nicht anders, egal zu welcher Tageszeit. Keine
                 Alternative möglich.)  

Da nahm sie ihren erdbeerroten Schlafmund und biss ihm den Pimmel ab.
               

Wer keinen Sinn für dieses Morgendrama hat, soll sich ein Neues basteln. Vielleicht so:

Sie wachte auf. Schlaftrunken nahm sie den neben ihr liegenden Mann wahr und versuchte zu denken.  Das Rote war der übrig gebliebene Lippenstift von gestern. Oder vielleicht doch die Erdbeere?
Egal. Sie hatte geträumt, dass er ihr etwas in den Mund steckte, konnte sich aber nicht mehr genau erinnern, was es war, suchte ein wenig an ihm herum und freute sich alsbald über eine prächtige Lutschstange, die ihr genau das Richtige für ihren morgendlichen Appetit zu sein schien. Frisch ans Werk, dachte sie, und nahm das Ding in den Mund. Dadurch allzu abrupt aus dem Schlaf gerissen, wollte er sich instinktiv retten, sie aber wollte nicht hergeben, was sie gerade eingeheimst hatte, und schon haben wir dasselbe Ende wie in der ersten Fassung!

Wie es weiter ging:

Der abgebissene Pimmel schrumpfte auffallend schnell. Der Mann mochte wegen einer Ohnmacht auch nicht mehr mit ihr reden. Da war sie beleidigt, zog sich an und ging weg.
Erdbeeren lässt sie seitdem links liegen.  Ihr neuer Freund hat ihr die Lippen mit schwarzer Lakritze angemalt und ihr sicherheitshalber alle Zähne ausgeschlagen. Da spielt dann die Farbe Rot wirklich keine Rolle mehr.