[2007-05-31] 
 

Großmütter haben keine Namen


…Kommst du endlich, rief Werner…

…Johanna ist wach…

…Willem fährt an unserem Haus vorbei und parkt den Wagen in sicherem Abstand….

…Ich hatte Martin gewollt, und ich wollte nicht länger, dass Mona meine Freundin wurde…

…Großmutter war eine kluge Frau, ein ganzes Leben lang…

… Es geht auch um Tom…

…Ich kenne Astrid gar nicht…

...Die Krankenschwester, die ihm sein Abendessen bringt, hat äußerst lange Beine. Ihr Name ist Linda…

…Am anderen Ende der Stadt lässt sich Emilia von ihrer Mutter Zöpfe flechten…

… Angela ist nicht da, sagt ihre Mutter…





Dies sind Zitate aus Erzählungen des Hamburger Jahrbuchs für Literatur 10 (Ziegel). Sie könnten beliebig fortgesetzt werden. Großmütter haben keine Namen (mehr verdient?). Mütter auch nicht. In den modernen Kurzgeschichten werden diese Frauen oft auf ihre Rolle und Funktion reduziert. Ich bin ehrlich erschrocken, als ich das bemerkt habe. Wenn Sprache auch ein Spiegelbild der Gesellschaft ist, würde das dann bedeuten, dass sich eine Namens-Person  sozusagen in Luft auflöst, wenn sie Mutter/Großmutter wird?  So abwegig ist das vielleicht gar nicht, (die Krankenschwester z. B. darf auch in ihrer Funktion ihren Namen behalten), und ich möchte den Gedanken an die aggum!-Gemeinde weitergeben.  
P.S.: Ich rede hier nur von Texten, wo alle anderen handelnden Personen mit Namen versehen werden! Es gibt auch Geschichten, wo alle auf ihre Funktion reduziert sind. Das ist dann in Ordnung.