[2005-07-06] 
 

Nun mach ich meine eigne Zeit...


Nun mach ich meine eigne Zeit
und werf den Pfeil an jedem Tag aufs Neue
Was schert mich der Kalender
Er ist für Euch gemacht und zeigt nur nackte Zahlen
die nichts als leere Zeichen sind  
und unerfüllt vom Leben

Es wird August, sagt Ihr, die Sonne brütet neues Leben aus
Ich lache nur, denn jener Pfeil, der sich geradewegs
ins flächige Papier gegraben hat
zeigt mir, dass Winter ist und tiefe Nacht
So hüll ich mich in dicke Unterröcke
und Schals, die meinen Kopf verbergen
Der lange Mantel schlurft auf kaltem Boden
den für mich keine Macht des Himmels wärmen will

Ihr seht mich nicht und wollt mich auch nicht kennen
ich geh durch Eure Hitzewellen und lass mich treiben
jenem nächsten Winter zu
der Sommer heißt, jedoch den Namen ohne Inhalt trägt
Vielleicht wird jener Pfeil im Herbst den Frühling treffen
und fröhlich für mich schwingen
und mich im leichten Flatterkleid
durch Schnee und Eiseskälte tragen
Ein löchrig Hoffen scheint mir vom Papier entgegen
und noch will ich nicht gehen
bevor der allerletzte Pfeil geworfen ist